Beilstein in vergangener Zeit

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Beilsteiner Burg nach Merian vor ihrer Zerstörung 1689

Dieses Bild zeigt die Beilsteiner Burg vor ihrer Zerstörung durch französische Truppen Ludwigs XIV in den Jahren 1688/89. Blick von Osten aus. (Mosel liegt hinter dem Burgkomplex).


Carl Bodmer Beilstein 1830 neu

Im Jahre 1830 hat der Maler und Buchautor Carl Bodmer die Burg aus nord-westlicher Richtung gemalt. Zu diesem Zeitpunkt war sie schon nahezu eineinhalb Jahrhunderten eine Ruine. Beilstein wird häufig das Dornrößchen der Mosel genannt - sprich hier ist die Zeit stehen geblieben...


Beilstein ohne Uferstraße

...der Sinn dieser Aussage erschließ sich, vergegenwärtigt man sich, daß es lange Zeit keine Zufahrtsstraße an der Mosel gab. Auch die Zugänge vom Hunsrück waren allenfalls Trampelpfade. Beilstein erreichte man mit der Fähre vom gegenüberliegenden Ellenz. Das Städtchen war verkehrstechnisch im Mittelalter verhaftet. (Foto etwa 1900)


Ölgemälde Beilstein 1905 v. Carl Malchin

Im Jahre 1905 wählte der Maler Carl Malchin als Motiv für sein großformatiges Ölgemälde Blick auf Beilstein und die Burgruine Metternich ziemlich genau diese Stelle. Sein Bild war eine Auftragsarbeit für das Schweriner Weinhaus Uhle, wo es ab 1906 im Schankraum seinen Platz fand. Der Zufahrtsweg nach Beilstein kann zu dieser Zeit wirklich nur als steiniger Pfad bezeichnet werden, kaum begehbar bei Regen, Eis oder Schnee.

Uferstrasse um 1910

Einige Jahre später (um das Jahr 1910) entstand diese Fotografie in etwa am gleichen Standort. Der Moseluferweg zeigte sich hier noch als steiniger, unbefestigter Pfad.Die Mosel stand seinerzeit relativ hoch. Einige weitere Zentimeter noch; und der Uferweg dürfte überschwemmt gewesen sein, was ihn mitunter tagelang oder wochenlang unpassierbar machte. Recht bemerkenswert sind die Holzmasten am linken Wegesrand. Der Fortschritt in Form von Telefonanschlüssen kam kurz vor dem 1. Weltkrieg nach Beilstein - elektrischer Strom erst in den 1920er Jahren.


Moselstr-Vergleich zu Oelgemälde

Selbst zehn Jahre später, um das Jahr 1920 hatte sich an der bedauerlichen und präkeren Verkehrssituation nicht wirklich viel verbessert. Der Zufahrtsweg ist noch immer nicht befestigt bzw. asphaltiert und Gegenverkehr wünschte man sich auf dieser engen Bahn besser auch nicht.


MUferstrasse Richtung Cochem um 1920

Auf diesem Foto (ebenfalls um 1920 aufgenommen) zeigt sich der Moseluferweg in nahezu gleichem Zustand, diesmal allerdings aus der entgegengesetzten Richtung aufgenommen, d.h. aus Beilstein herausführend.


Uferstrasse Richtung Briedern 1919

Auch am anderen Ortsausgang Beilsteins (Richtung Briedern) war die Uferstrasse zu jenem Zeitpunkt noch nicht befestigt und lediglich ein schmaler Weg. Auf diesem Foto, 1919 unterhalb der Lipmann- Terrasse aufgenommen sind ebenfalls schon Telefonmasten zu sehen.

Moselstrasse 1930er

Erst in den 1930er Jahren kam es dann zum Ausbau der Moseluferstrasse. Auf diesem Foto von 1938 oder 1939 ist die Moselstrasse Richtung Beilstein befestigt, verbreitert und besitzt sogar schon eine Art von Geländer oder Leitplanke zum Ufer hin.


Uferstrasse um 1950

Einige Jahre später entstand diese Aufnahme. Die Straße am Ortseingang führt direkt am Bootshaus (heute Terrasse vom Restaurant Altes Zollhaus) vorbei. An dieser Stelle war sie so schmal, dass immer nur ein Fahrzeug den Engpass passieren konnte.(Aufnahme um 1950)



Treidelpfad Ellenz

Auf der Beilstein gegenüber liegenden Uferseite in Ellenz-Poltersdorf hat es schon sehr früh im Mittelalter einen befestigten Weg längs der Mosel gegeben. Schiffe, die moselaufwärts d.h. gegen die Strömung Richtung Trier die Mosel befuhren, mußten getreidelt werden. Das Treideln ist eine aufwändige und schwere Arbeit. Pferdegespanne wurden mit Seilen und Geschirr vor das Schiff gespannt und zogen auf den Treidelpfaden die schwere Last stromaufwärts. Manchmal zwang die Armut und der Mangel an Pferden aber auch die Menschen dazu die Schiffe selber entlang des Ufers zu treideln. (Foto etwa 1890)


Treideln durch Pferde
           
Treideln durch Menschen

Moselabwärts, also Richtung Koblenz machte die Strömung eine Fortbewegung sehr viel einfacher. Mit Hilfe einer langen, hölzernen Stakenstange, einem sogenannten Schorbaum stieß man sich vom Moselgrund ab und hielt das Schiff in der gewünschten Fahrrinne, weit genug vom Ufer entfernt. War die Strömung zu gering, gab man durch den Einsatz eines Schorbaums dem Schiff zusätzlichen Schub zur Fortbewegung. Diese ebenfalls sehr schwere körperliche Arbeit, an der Mosel Stieweln genannt, wurde von Arbeitern auf dem Vorschiff geleistet.

Radler vor Beilstein

Dieses Foto ( etwa 1900 aufgenommen) zeigt, dass der Ellenzer Uferweg offensichtlich auch geeignet war um ihn mit einem Fahrrad zu befahren. Als Treidelpfad wurde er zu diesem Zeitpunkt bereits seit einem halben Jahrhundert kaum mehr benötigt. Seit den 1840er Jahren befuhren Dampfschiffe die Mosel und machten das Jahrhunderte währende Treideln zunehmend überflüssig. Erst sehr viel später erhielt Beilstein eine Uferstrasse. Auf dem nun folgenden Foto von 1875 gibt es noch keinerlei Befestigung zum Fluß. Die Bachstrasse, die Strasse "Hinter Port" und alle Grundstücke erstreckten sich über unbefestigte Geröllhalden in die Mosel.

Moselfront 1875

Rund 15 Jahre später um 1890 hat es am Moselufer offensichtich gewaltige Erdarbeiten gegeben. Der unbefestigte Moselstrand wurde um einige Meter aufgeschüttet und man plante ein Bodenniveau in der Höhe, der von mir im Folgenden eingezeichneten roten Linie.

Moselfront 1875 roter Linie

Hierdurch geriet u.a. die unterste Ebene des Zollhauses zum großen Teil unter das neue Bodenniveau. Die Umfassungsmauern des alten Friedhofes (heute Terrasse des Hotel Haus Lipmann) wurden ebenfalls um etwa zwei bis drei Meter angeschüttet. Die Zuleitung der beiden Bäche ( verlaufend unter der Bachstrasse und der Strasse "Hinter Port") verlegte man in Tunneln unter das Strassenniveau. Das Ergebnis dieser umfangreichen Arbeiten ist auf dem nun folgenden Foto ( von etwa 1890) zu sehen.

Moselfront um 1890



Lipmannterasse um 1860

Dieses dürfte wohl eines der ältesten Fotos der Beilsteiner Moselfront sein. Die Häuserreihe markiert den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer zur Mosel hin. Das auskragende und von zwei runden Ecktürmchen umfasste Areal war der ehemalige christliche Friedhof des Ortes. Er lag in unmittelbarer Nähe der alten Pfarrkirche von 1310 auf dem Marktplatz (heute Bürgerhaus). Die Kirche ist erkennbar an dem großen Satteldach, traufseitig zur Mosel hin ausgerichtet. Der Friedhof wurde mutmaßlich bis zum Umzug der Pfarrkirche in die Klosterkirche auf dem Rammers Berg Anfang des 19. Jahrhunderts mit Grabstätten belegt. Das Bodenniveau im Inneren der Umfassung lag um etwa drei Meter über dem äußeren Niveau und bewahrte die zu Grabe Getragenen bei Moselhochwasser vor mitunter doch recht unschönen und unerwünschten maritimen Ausflügen auf den Marktplatz oder gleich auf die Mosel. Um 1850 wurde der Friedhof zu einem Gärtchen umgestaltet und schließlich baute 1875 David Lipmann ( Besitzer des Hotel Lipmann ) auf diesem Grund einen geräumigen Saal den "Rittersaal" und eine wunderschöne Moselterrasse. Heute führt die Mosel Uferstraße direkt an der Mauerumfassung vorbei (etwa in Höhe der dreieckigen Maueröffnung). Am Ufer erkennbar liegen einige Nachen, die über Jahrhunderte den Beilsteinern das Befahren und Überqueren der Mosel ermöglichten. Vor einem der Nachen steht ein Mann, der für diese Aufnahme wohl einige Zeit in seiner Position verharren musste. Um 1860, als diese Fotografie gemacht wurde, gab es noch sehr lange Belichtungszeiten. Deswegen haben wir auf solchen Fotos nur recht selten Menschen und wenn, dann in einer gewissen starren Haltung. Interessant auch die beiden Häuser ganz links, da sie nicht mit der heutigen Bebauung übereinstimmen. Es gab um 1880 an der Moselhäuserfront einen großen Brand, bei dem 6 oder 7 Häuser abgebrannt sind. (Foto etwa um 1860)


MOSELFRONT vor dem Brand

Nach einer alten Beilsteiner Chronik aus der Jahrhundertwende ist bereits rund 30 Jahre vorher (nachweislich vor 1869) bei einem anderen Brand das überbaute Westportal, das war das Hauptstadttor zur Mosel hin abgebrannt. Vom Westportal konnte ich leider bis heute weder ein Foto noch ein verlässliches Gemälde finden. Ein Katasterplan von 1869 lokalisiert den Standort des moselseitigen Stadttores jedoch sehr exakt. Es hat nördlich von Haus Nummer 6 gestanden. Das Haus Nummer 4 kragt übrigens um zwei bis drei Meter über die Flucht der ehemaligen Stadtmauer hinaus. Es dürfte sich um einen Erweiterungsbau von Haus Nummer 2 handeln. Zu datieren frühestens in die preußische Zeitepoche ab 1815. Erst ab da wurde den Beilsteinern erlaubt über den Grund der Stadtmauer hinaus ihre Häuser zu erweitern (siehe hierzu auch: Erweiterung der Synagoge).

Besitzverhältnisse der sechs Häuser: hier



Carabin 1852




Nur recht eingeschränkte Beweisfähigkeit besitzt dieses Gemälde des belgischen Malers Jacques Francois Carabain aus dem Jahre 1852. Carabain, als Liebhaber mittelalterlicher und barocker Stadtansichten, aber auch viele englischen Maler aus der Mitte des 19. Jahrhunderts waren in der Interpretation des Rhein- und Moseltales in ihrer Fantasie kaum zu halten. Sie veränderten die Motive im Moseltal entsprechend dem romantischen Kunstgeschmack jener Zeit, wie es vor allem der englische Kunstmarkt einforderte.Trotzdem hat Carabain sich bei einigen Häusern doch weitestgehend an die Wirklichkeit gehalten. Inwieweit die Gestaltung des Portals der Realität zu diesem Zeitpunkt entsprach, hier können wir heute leider nur spekulieren.



MOSELFRONT MIT TURM

Verlassen wir den Boden der Spekulation. Diese Fotografie bildet die Moselfront zwischen etwa 1895 und 1910 (Teilabriss des Rundturmes an der Lipmann`schen Terrasse). Bedeutende bauliche Veränderungen fallen auf. Die vier zur Mosel hin gelegenen Häuser, die dem Brand zum Opfer fielen, wurden zwischenzeitlich ersetzt durch jetzt nur noch drei traufseitige Neubauten. Der Ortseingang zur Bachstraße hin dürfte sich somit um einiges verbreitert haben. Auch gibt es kein überbautes Eingangsportal in den Ort. Das zweite Haus von links (Zwerchgiebel mit Zwillingsfenster) kragt ähnlich wie das Vorgängergebäude über die Flucht der Nachbarhäuser hinaus. Man hat wohl die Grundmauern und Keller der Vorgängergebäude bei den Neubauten teilweise übernommen.


Moselfront nach Brand 2

Die These hat Sinn, wenn man sich dieses Foto von ca. 1890 anschaut. Kurz nach dem Brand ist erst eines der zerstörten Häuser wieder aufgebaut. Von den übrigen drei Häusern hat man zumindest einige Reste vom Kellergeschoss und den Grundmauern stehen lassen. Durch die entstandene Baulücke konnte man einige Jahre von der Mosel aus auf die Front des heutigen "Hotels Gute Quelle" blicken. Um 1895 herum wurde diese Lücke durch eine teilweise Überbauung stehengelassener Kellergeschosse wieder geschlossen.


MOSELFRONT mit geschl. Bauluecke

Das ist auf dieser Aufnahme von etwa 1900 recht gut zu erkennen. Interessanterweise hat man zu diesem Zeitpunkt beim nördlichst gelegenen Neubau noch darauf verzichtet in die Giebelfassade Fenster einzubauen. Das hätte bei der Tiefe des Grundstückes bzw. des Gebäudes durchaus Sinn gemacht und ist schließlich einige Jahre später auch nachgeholt worden. Wahrscheinlich war man um das Jahr 1900 noch davon ausgegangen, dass auch das vierte und letzte beim Brand zerstörte Haus an dieser Stelle auf das noch vorhandene Kellergeschoss ( auf diesem Foto gut zusehen) wieder aufgebaut würde. Dazu ist es dann nicht mehr gekommen. Um die Jahrhundertwende wurde schlussendlich auch das letzte Keller- bzw. Untergeschossfragment abgerissen und der Zugang zur Bachstrasse auf die noch heute bestehende Breite erweitert.Wer oder was die Neubebauung verhinderte, kann heute nur gemutmaßt werden. Hier kommt der Geheime Oberbaurat Höffgen ins Spiel. Carl Höffgen übernahm 1884 die Leitung des Wasserbauamtes in Cochem. Er suchte und fand zu dieser Zeit eine angemessene Unterkunft für sich und seine Frau. Diese entdeckte er in Beilstein in dem großen Eckhaus am Anfang der Bachstrasse. Er baute das Haus umfangreich um und verpasste ihm (zur Mosel ausgerichtet) auf zwei Seiten und zwei Etagen einen umlaufenden Balkon - teilweise sogar als Wintergarten verglast. Was ihn sicherlich verdrießlich stimmte, war die dichte Bebauung am Moselufer, die sein Objekt mit Fug und Recht zu einem "Haus kein Moselblick" machte. Da kam ihm der große Brand doch recht gelegen (ein Schelm, wer böses dabei denkt...). Jedenfalls dürfte er großes Interesse daran gehabt haben den Baugrund nicht mehr neu zu bebauen und ihm damit freie Sicht auf die Mosel zu geben. Ob und wie er an der Umgestaltung, d.h. Verbreiterung der Bachstrasse an dieser Stelle beteiligt war, ist 120 Jahre später kaum noch zu klären. Die beiden neu errichteten Gebäude wurden jedenfalls über die ganze Tiefe des Grundstückes bis hin zum Marktplatz bebaut. Die Satteldächer erhielten einen recht flachen Neigungswinkel. Für historische Gebäude an der Mosel war das recht untypisch. Eine Belichtung im Inneren dürfte für den Architekten eine ziemliche Herausforderung gewesen sein.


Glasfenster im Dach

Zumindest im Haus, welches zur Mosel hin noch drei weitere Meter auskragte, war eine Belichtung des Treppenhauses durch Außenfenster unmöglich. Hier baute man ein großflächiges Glasfenster in das östliche Satteldach ein. Eine Idee, die um 1900 ziemlich innovativ gewesen sein dürfte. Fotos aus den 1950er Jahren zeigen dieses Dach bereits ohne das riesige Glasfenster. Wasserschäden bzw. technische Probleme waren da wohl ursächlich für den Rückbau.


Katasterplan Haupt-Stadttor
Katasterplan Beilstein (Auszug) 1869



Moselfront_ca_1875-gelb_markiertes_Abrisshaus
Moselhäuserfront um 1875

Dieser Auszug aus einem alten Katasterplan von 1869 macht die ehemaligen Flurstücke und deren Bebauung noch einmal deutlich. 1869 war das vormalige Hauptstadttor (zur Mosel hin gelegen) offensichtlich nicht mehr überbaut. Es wurde nach dem Brand, einige Jahre zuvor wohl abgetragen. Die eingetragenen Grundstücke und deren Bebauung auf dem Katasterplan lassen jedoch einen genauen Rückschluss auf die 1869 vorhandene Breite des Eingangsbereiches zu. Die, laut Plan verzeichnete Lücke von etwa 3,70 Metern macht Sinn. Rechnet man an jeder Seite eine angenommene Mauerstärke von 40 cm ab, bleibt eine Durchgangsbreite von etwa 2,90 Metern übrig. Dieses entspricht ziemlich genau den von J.F. Carabain vorgenommenen und in seinem Bild umgesetzten Proportionen des Stadttores. Der Umstand spricht für eine gewisse Detailtreue Carabains zumindest in dieser Hinsicht. Das (von mir im Plan gelb gekennzeichnete) Grundstück entspricht dem nördlichsten und nach dem 1880er Brand nicht wieder aufgebauten Haus. Der Baugrund wurde der Straße zugeschlagen und ermöglichte die Verbreiterung auf die heutigen Maße von etwa 8 Metern. Der nun folgende Katasterplan (35 Jahre älter) stammt aus dem Jahre 1834. Zu diesem Zeitpunkt stand das überbaute Hauptstadttor an der Moselfront noch. Es ist auf dem Plan durch eine gestrichelte Linie eingezeichnet.


Katasterplan 1834
Katasterplan Beilstein (Auszug) 1834





BACHSTRASSE nach Abbruch letztes Kellerfragment

Nach 1910, als das Kellergeschoss des letzten Gebäudes abgetragen war, erinnerte nichts mehr an die ehemalige Bebauung. Schaut man sich aber dieses Foto (etwa 1920) genau an, entdeckt man in der Straßenpflasterung durch den Verlauf des rechten Rinnsteines noch das alte Flurstück, d.h. die ursprüngliche Bebauung rechts des Rinnsteines. Vielleicht waren die stark moseluntypischen Satteldächer ein Hauptgrund für die problemlos erteilte Abrissgenehmigung der zwei Bauten im Jahr 2010/11. Seit 2011 steht an dieser Stelle das "Hotel Villa Beilstein", ein kompletter Neubau, der sich nach außen hin als barockes viergeschossiges Gebäude mit Mansardwalmdach zeigt. Übrigens ein schönes Beispiel dafür, wie sich ein kompletter Neubau behutsam in historisches Umfeld integrieren kann.


Moselfront in Farbe vor 1910

Die nun derart umgestaltete und modernisierte Moselfront Beilsteins zeigt sich in kaum zu glaubender Bildqualität auf diesem nahezu 120 Jahre alten Farbfoto. Diese Farbfotografie wurde erstellt mittels des 1903 von Adolf Miethe erfundenen Verfahrens der Dreifarbenfotografie nach der Natur . Das Aufnahmedatum dürfte in den Jahren 1903 bis 1910 liegen ( Teilabriss des Lipmann`schen Rundturmes).


nord-westliche Stadtmauer

Dieser Rundturm war ehemals Teil der mittelalterlichen Stadtmauer von Beilstein. Die Häuserreihen links und rechts des Turms stehen auf den Fundamenten der Stadtmauer. Nach Niederlegung der Stadtmauer wurde die Beilsteiner Synagoge (2. Haus rechts des Rundturmes) moselseitig verlängert und somit um einiges vergrößert. Das Zollhaus ganz rechts stand bereits auf Baugrund außerhalb der Stadtmauer. Foto etwa 1910


Berlin 003_2019_04-2
Zweite Rheinische Winzerstube




In Berlin hat es um 1900, in der Französischenstrasse/ Ecke Friedrichstrasse, ein Lokal mit dem Namen II. Rheinische Winzerstube gegeben. Eines der dortigen Wandgemälde wurde 1907 als Faksimile in Form einer Postkarte an die Gäste der Winzerstube verkauft. Das Sujet dieses Wandgemäldes bildet exakt das Bildmotiv des vorhergehenden Fotos ab.


Nord-West-Turm um 1890
Älteste Aufnahme des Nord-West-Turmes
vermutlich um 1870
           
Nord-West-Turm
Nord-West-Turm um 1910

Zwischen diesen beiden Aufnahmen des Turmes liegt ein knappes halbes Jahrhundert. Hochinteressant sind die baulichen Veränderungen, die man in dieser Zeit im angeschlossenen Westtrakt des Turmes vorgenommen hat. Besaß die westliche Fassade (zur Mosel hingewandt) um 1870 nur ein winziges Fensterchen, hat man nach 1900 etliche Fenster und eine Tür in das Mauerwerk eingebrochen. Der mittelalterliche Turm und sein westlicher Annexbau in ihrer abweisenden bzw. wehrhaften Funktion wurden offensichtlich um 1900 zu Wohnzwecken umgestaltet. War der Turm um 1870 weitestgehend noch steinsichtig, hatte man ihn 40 Jahre später mit einer Putzschicht belegt.

Von "Hinter Port" zur Alten Wehrstraße


Äußere Wehrstrasse aktuell


Die Alte Wehrstraße, so wie der Beilsteiner Tourist sie heute kennt, ist noch gar nicht so alt. Unter diesem Namen wird sie auch von kaum einem Einheimischen benannt. Für die meisten Beilsteiner ist sie immer noch "Hinter Port" das heißt so viel wie hinter dem Tor/ außerhalb des Stadttores. So wurde sie Jahrhunderte lang bezeichnet und wir Beilsteiner sind, was Veränderungen angeht, mitunter etwas störrisch. Erst in den 1960er Jahren kam ein eifriger Verwaltungsbeamter auf die Idee Beilstein verschiedene Straßennamen zu geben. Vorher lautete die Adresse einfach Beilstein, Hausnummern gab man sich im Sinne des Gewohnheitsrechtes mehr oder weniger selber. Diesen anarchistischen Zuständen ein Ende setzend, kam es also zu richtigen Straßennamen. Historisch korrekt wählte man den etwas sperrigen Namen Alte Wehrstraße, bezogen auf die vermutete Wehrfunktion der nördlichen Stadtmauer Beilsteins an dieser Stelle. Bis zum Ausbau der Straße im Jahre 1975 sah sie noch so aus, wie auf diesem Farbfoto aus den 1960er Jahren.


Äußere Wehrstrasse um 1960


Es gibt zwar schon ein Straßenpflaster, auch ist der Bach im vorderen Bereich schon kanalisiert und liegt unter dem Straßenniveau, die Fahrbahn ist allerdings noch sehr schmal. Ein Befahren mit Gegenverkehr war unmöglich. Bis 1975 war dieses aber auch nicht nötig. Die Alte Wehrstraße endete nach etwa 100 Metern im Nichts. Jeglicher Verkehr von der Moselstraße in den Hunsrück (und auch aus der entgegengesetzten Richtung) musste sich über die Bachstraße quälen. Erst 1975 wurde die Straße als Umgehungsstraße um Beilstein herumgeführt, hierzu teilweise durch den Fels gesprengt und zweispurig ausgebaut.


Äußere Wehrstrasse Bachlauf in die Mosel


Unter der Alten Wehrstraße fließt nunmehr in einer Betonröhre ein aus den Hunsrückhöhen entspringender Bach (der Hinterbach), der in Höhe des heutigen Schiffanlegers in die Mosel fließt. Heutzutage macht er das unterhalb des Wasserspiegels und ist deshalb nicht zu erkennen. Vor dem Bau der Staustufen und der damit einhergehenden Erhöhung des Moselpegels in Beilstein um etwa drei Meter war dieses weit besser zu erkennen, wie das obige Foto aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg verdeutlicht.


Moselfront mit Fischernetz


In trockenen Sommern konnte der Moselpegel noch sehr viel weiter absinken. Diese Aufnahme (ebenfalls um 1905-10 entstanden) zeigt, wie weit sich die Mosel bei Niedrigwasser vom Bachzulauf zurück ziehen konnte. Erwähnenswert hier auch das hoch aufgezogene Fischernetz. Es wurde an diesem Tag von einem Beilsteiner Fischer zum Trocknen und Ausbessern am Moselufer aufgespannt.

Hinterbach ohne Betonröhre etwa 1880



Etwa 40 Jahre zuvor gab es an dieser Stelle oberhalb des Wasserspiegels der Mosel noch keine Uferstrasse. Der Bach ergießt sich offen über eine abschüssige Geröllhalde in die Mosel. Rund fünf bis zehn Jahre später entsteht durch Befestigung der Moselstrasse an dieser Position die Wegkreuzung Alte Wehrstrasse/ Moselstrasse. ( Aufnahme 1875 - ca. 1880)

Kreuzung A. Wehrstrasse-Moselstrasse


Auf diesem Foto von etwa 1900 ist der Kreuzungsbereich, wo heute die Alte Wehrstrasse von der Moseluferstrasse abzweigt fast wie ein kleiner Freiplatz gestaltet.


Äußere Wehrstrasse spielende Kinder


Links im Vordergrund stehen hier vier bis fünf einachsige Karren, darauf sitzen einige spielende Kinder. Die Straße ist um das Jahr 1900 noch nicht gepflastert. Interessant zu betrachten ist auch der große Holzvorrat zwischen Synagogengebäude und Zollhaus (Holz war Jahrhunderte lang der einzige Brennstoff in den Moseldörfern zum Heizen und zum Kochen).


Äußere Wehrstrasse um ca 1910


Hier eine Fotografie, die um 1910 den besagten Bereich wiedergibt. Im vorderen linken Bildfeld ist ein Leiterwagen zu erkennen. Interessant auch die Stelle links hinter der angelehnten Sprossenleiter: Ein abgemauertes Becken für Mist, Gülle, Fäkalien und Essensreste, wie es vor hundert Jahren nahezu jedes Haus in Beilstein besaß.


Äußere Wehrstrasse um ca 1920


In dieser Abbildung sehen wir einen Winzer bei seiner Tätigkeit. Auf dem Rücken trägt er einen Spritzbehälter. Auf dem einachsigen Karren ist ein Fass befestigt. Links unterhalb des großen Baumes der - in den 1920er Jahren an dieser Stelle noch offen verlaufende - Bach.


Äußere Wehrstrasse um ca 1930


Dieses Foto dürfte in den 1930er Jahren entstanden sein. Zu sehen sind zwei Karren und ein zweiachsiger Leiterwagen, an den sich zwei Weinbergsarbeiter anlehnen. Die Straße Hinter Port ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht gepflastert und endet etwa am nördlichen Torbogen, der ins Dorfinnere führt.


Äußere Wehrstraße von oben


Diesen damaligen Straßenverlauf kann man auf dieser Fotografie (etwa um 1900 aufgenommen) recht gut nachvollziehen. Der Fotograf hatte als Standort wohl das Ende der Straße gewählt. In der linken Bildhälfte einige abgemauerte Gülle- und Misthaufen. Im rechten Bildbereich ist der offen verlaufende Bach zu betrachten. Das aufsteigende Mauerwerk aus Schieferbruchstein hat das Grundstück des Geheimen Oberbaurates Höffgen zur Straße und zum Bach abgestützt.


Äußere Wehrstrasse - Blick Richtung Mosel


Wir bewegen uns wieder zurück zum Moselufer. Etwa 50 Meter vom letzten Standort entfernt hat ein Fotograf rund 40 Jahre später diese Aufnahme gemacht. Die Hinter Port ist nunmehr um 1940 zum Großteil mit Kopfstein gepflastert. Rechtsseitig fließt der Bach im offenen Bett Richtung Mosel, in den Sommermonaten allerdings - wie hier zu sehen - eher als dünnes Rinnsal.


Stadtführer Vitz bei Exkursion


Was anhand dieser Aufnahme nochmals ganz deutlich wird. Nach dem Tod meines Vaters Anfang 2019 fand ich dieses Foto in seinem Nachlass. Es zeigt mich während meines ersten Beilsteinurlaubes am 31.7.1967 mit beiden Füßen im damaligen Hinterbach stehend. Der historische Forscherdrang als Beilsteiner Stadtführer wurde mir ganz offensichtlich schon recht früh in die Wiege gelegt.

Äußere Wehrstrasse  offener Bach


Fast sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer kleinen "Hinter-Port-Reise" angelangt: Der Bach fließt etwa in Höhe des Nord- West- Turmes durch ein Sperrgitter (zum Auffangen von Ästen und Unrat) in eine unterirdische Röhre, die nach rund 30 Metern in der Mosel endet. Das macht der Bach auch heute noch, allerdings unterhalb der Wasserlinie, sodass der Beilsteintourist nichts von alle dem wüsste, hätte er nicht meine Kurzexkursion aufmerksam verfolgt.




Gasthof 'Zur Burg Metternich'

Gasthof "Zur Burg Metternich". 1636 wurde dieses ehemalige Burgmannenhaus (Burgmannen = Wachmannschaft der Burg) von den Karmelitermönchen bezogen und bis zur Fertigstellung des neuen Klosters auf dem Rammerberg als provisorisches Klostergebäude genutzt. 1693 ging das Gebäude vertragsgemäß an die Herrschaft derer von Metternich und wurde von ihnen als Kellnerei (Sitz der Finanzverwaltung) genutzt. Der Rundturm mit Kegeldach (ursprünglich der Süd-West-Turm der mittelalterlichen Stadtmauer ) wurde als Kerker genutzt. Hier wurde der später in Beilstein geköpfte Räuberhauptmann Dörfer zeitweise gefangengehalten. Teile der Stadtmauer, die Burg und Süd-West-Turm miteinander verbanden, sind im Weinberg noch zu erkennen. Foto ca.1930)



Süd Stadtmauer von Burg aus gesehen

Die südliche Stadtmauer ist auf dieser Abbildung ( aufgenommen um 1930 von der Burgruine) sehr viel deutlicher zu erkennen. Die Weinbergs- Flurbereinigung der 1960er Jahre hat sie weitestgehend zerstört. Lediglich eines der Stadttore, hier im Weinberg gelegen, wurde im Rahmen der Flurbereinigung sogar restauriert, bzw. wieder aufgebaut.



Rundturm in der südlichen Stadtmauer von 1919

In dieser Süd-Stadtmauer integriert befand sich auch jener Rundturm. Heute versehen mit einem Zeltdach aus der Mitte des 20. Jahrhunderts findet man ihn zwischen Bürgerhaus, Zehnthaus und rückseitiger Fassade des ersten Karmeliterklosters aus dem 17. Jahrhundert (heute Hotel "Haus Burg Metternich". ) (Foto etwa 1920)


Fragmente der Stadtmauer

Auf diesem knapp 100jährigen Foto sind ganz hervorragend die Fragmente der mittelalterlichen Stadtmauer zu erkennen, die Burg und Städtchen miteinander verband. Deutlich zu sehen: Die Südmauer, die sich burgabwärts bis zum Süd-West-Turm an der Mosel erstreckte. Nicht ganz so deutlich erkennt man Reste der östlichen Mauer, die sich quer durch das heutige Beilstein zog: Burgabwärts den Schloßberg herunter, über das Osttor, unterhalb des Rammerbergs (auf dem später das Kloster und Kirche erbaut wurden) bis zur nördlichen Stadtmauer (heute Alte Wehrstraße). Auf dem Foto gut zu sehen: Die treppenartig eng aneinander gebauten, teilweise auf der nördlichen Stadtmauer stehenden Fachwerkhäuser. Zu diesem Zeitpunkt besaß die Burgruine noch eine hochaufragende Nordfassade, die heute nicht mehr steht. (Foto aus dem Jahre 1908)




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