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Anekdote

Der die oberste Mühle bewohnende Müller klagte dem Grafen, dass er den weitesten Weg zur Mosel habe, und bat seinen Gebieter, ihm einen Esel anzuschaffen, der imstande wäre, Mehl und Früchte zwischen Beilstein und Ellenz zu transportieren. Der Graf willfahrte dem Müller, kaufte einen Esel. der in Beilstein den gräflichen Beamten beigezählt und deshalb überall mit Respekt behandelt wurde. In der Mühle mit den Mehlsäcken behängen ging der Esel nach der Mosel in die Ponte, und übergesetzt wanderte er nach Ellenz, wo der Bäcker ihm die Last abnahm, mit neuen Fruchtsäcken ihn belud und mit einem Stück Brod gestärkt ihn auf demselben Wege in seine Heimat zurückschickte. An der Mosel angekommen, brauchte der Esel nie lange zu warten, nur ein einziges Mal. Er war wieder mit Mehl beladen von der Mühle nach der Mosel gegangen, musste aber schon an dem damaligen Stadtthor Halt machen, weil eine grosse Menschenmenge den ganzen Platz zwischen dem Thore und der Mosel besetzt hielt. Der Churfürst Clemens Wenzeslaus nämlich war, auf seinem höchst prunkvoll eingerichteten Schiffe die Mosel heruntergekommen und hatte vor Beilstein angelegt, wo neben den Karmelitenpatres die gräflichen Beamten unter Führung des Amtmannes ihre Huldigung darbringen wollte. Der Esel als wenn er seiner hohen Amtsstellung und seiner wichtigen Berufes bewusst gewesen, drängte sich durch die Menschenmenge, und Jeder wich auch achtungsvoll und ängstlich zurück, um nicht an den Mehlsäcken seine festtägliche Kleidung weiss zu machen. So war der Esel unaufgehalten bis dicht an, die Mosel neben dem Amtmann gekommen, der eben seine Anrede an den Churfürsten begonnen hatte. Die Rede aber dauerte gar zu lange, dass selbst dem geduldigen Esel die Geduld ausging. Er scharrte mit den Füssen , fuchtelte mit dem Schwänze und. als das Alles nichts fruchten wollte, begann er aus vollem Halse sein ia, ia hören zu lassen. Diese Unordnung aber gefiel dem Churftürsten schlecht, und mit einer Stimme, die den Redner übertönte, rief er von seinem Schiff aus: "Eines muß ich mir ausbitten, meine Herren, es muß einer nach dem anderen reden, sonst verstehe ich kein Wort".


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